Am Morgen hat sich das Wetter kaum gebessert: es regnet, schwere Wolken verdecken den Himmel und der Wind schlägt uns heftig entgegen, sobald wir die Tür der Hütte öffnen. Doch Silke lässt sich die Stimmung nicht verderben und genießt an diesem Morgen die heiße Quelle direkt neben unserer Hütte. Mit Blick auf die Gletscher und die weite Hochlandschaft, während die grauen Wolken vorziehen und ab und zu sogar ein kleiner Sonnenstrahl durchbricht, wird dieser Moment fast magisch.



Später fahren wir weiter und halten am Gullfoss, wo wir uns plötzlich mitten von Reisebussen und Touristengruppen wiederfinden, ein unwirklicher Kontrast nach der Einsamkeit und Stille des Hochlandes. Der Wasserfall Gullfoss raubt uns aber sofort den Atem und lässt und alles um uns herum vergessen: in mehreren Stufen stürzt er in die Tiefe, kraftvoll, donnernd und gleichzeitig wunderschön elegant. Wir stehen still, lassen uns von der Wucht und Schönheit des Wassers mitreißen und sind einfach nur beeindruckt.










Den Abend verbringen wir – wie so oft in Island – in einem Schwimmbad. Das warme Wasser ist nach einem kalten, nassen Tag ein wahres Geschenk. Und wieder einmal freuen wir uns über den freien Eintritt für Menschen mit Behinderung. Während wir im heißen Hot Pot sitzen unterhalten wir uns über dieses Thema und darüber, dass nicht jede Behinderung einem Menschen anzusehen ist. Anders als in Deutschland, wo wir schon öfter erklären mussten, warum wir denn eine Schwerbehinderung besäßen, weil man uns diese nicht ansehen könne, vertrauen die Isländer. Das ist auch ein weiterer Grund für unsere Island-Reise: Menschen zu zeigen, dass es oftmals viel mehr gibt, als wir mit dem bloßen Auge sehen können. Verständnis, Respekt und Vertrauen sind dabei Werte, die wir alle im Alltag noch mehr leben können.


Nachdem wir uns treiben gelassen und unsere Körper und Seelen gewärmt haben, verbringen wir die Nacht auf dem Campingplatz direkt am Geysir. Der Platz ist einfach, aber wunderschön gelegen, und am Abend haben wir das Glück, mit nur wenigen anderen Menschen das Schauspiel des Geysirs Strokkur beobachten zu können. Immer wieder zieht er sich zurück, tief im Inneren brodelt es, das Wasser sinkt ab und dann schießt die Fontäne plötzlich kraftvoll in den Himmel. Ein Schauspiel voller Leben, Energie und Schönheit. Unter dem aufgehenden Mond stehen wir da, staunend und ganz still. Island zeigt uns einmal mehr seine ganze Kraft und wir lassen uns davon verzaubern. Müde, zufrieden und voller Eindrücke fallen wir schließlich in die Zelte, während draußen die Erde atmet und brodelt.
