Von Húsavík machen wir uns auf den Weg Richtung Akureyri. Die Küstenstraße zieht sich ins Landesinnere hinein und schon beim Start begrüßt uns der Regen. Ehrlich gesagt war an diesem Morgen weder unsere Stimmung, noch unsere Motivation sonderlich hoch, doch kaum sitzen wir in Regenmontur auf den Fahrrädern, steigt unsere Stimmung. Es ist seltsam, aber der gleichmäßige Tropfenrhythmus und das Surren der Reifen haben beinahe etwas Meditatives. Wir finden eine Art Gleichmut, lassen uns vom Regen umhüllen und entdecken, dass auch das Fahren im Grau und im Regen seinen Reiz hat.

Die Straße lässt sich gut befahren, rechts und links breitet sich eine Landschaft aus, die aus zwei unterschiedlichen Welten zu stammen scheint: auf der einen Seite alte Lavafelder, überwachsen mit Moos und niedrigen Sträuchern, daneben plötzlich üppige Vegetation. Irgendwo am Wegrand entdecken wir Birkenpilze, die wir fürs Abendessen einsammeln, ein wunderbares Geschenk der Natur.

Je näher wir Akureyri kommen, desto deutlicher spüren wir die Rückkehr in die Zivilisation: Plötzlich ragen vor uns zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe auf, die gerade vor Anker liegen, und es ergießt sich gefühlt eine Million Menschen in die kleine Stadt. Nach den einsamen Kilometern auf der Küstenstraße wirkt das fast surreal. Dafür liegt unser Campingplatz etwas außerhalb, ist total kinderfreundlich und angenehm ruhig. Dort treffen wir auch Petra und Christi wieder, die wir auf der Fähre nach Island kennengelernt haben und freuen uns über ihre Geschichten aus dem Süden, in den wir in ein paar Tagen selbst noch hinfahren wollen. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen, erzählen, lachen, und gleichzeitig liegt ein bisschen Wehmut in der Luft. Johanna und Mirja treten morgen die Rückreise nach Deutschland an und von nun an werden wir die Tour ohne sie fortsetzen.

Für Silke gibt es an diesem Abend noch einen ganz persönlichen Grund zur Freude: ihr Superhelm von Colibri. Teilgesponsert und liebevoll empfohlen vom Optiker in Lübeck, hat er sich auf dieser Reise schon unzählige Male bewährt. Sturm, Regen, grelle Sonne – alles kein Problem. Keine Insekten im Gesicht, UV-Schutz, perfekter Halt. Silke schwärmt, wie dankbar sie ist, dass sie genau diesen Helm dabeihat. Für sie ein echtes Highlight der Islandreise und Jürgen stimmt ein, denn auch seine Sonnenbrille von Colibri hält, was sie versprochen hat. So endet unser Tag in Akureyri: mit Regen, Freude, ein bisschen Abschiedsschmerz – und dem Gefühl, dass wir für die kommenden Etappen gut gerüstet sind.